Höher, schneller, weiter – Attribute, die sich in unserer heutigen Gesellschaft vor allem in der Art und Weise bemerkbar machen, wie wir Nahrung zu uns nehmen. Zwischen zwei Vorlesungen an der Uni, zwischen Schule und Training im Sportverein, oder in der knapp bemessenen Mittagspause am Arbeitsplatz.

In allen diesen Situationen dient Essen mehr oder weniger nur noch der Befriedigung eines aufkommenden Hungergefühls. Und auch wenn wir es schaffen uns – eventuell sogar gemeinsam mit Freunden oder Familie – an einen Tisch zu setzen, haben wir in vielen Fällen das Smartphone in der Hand – man könnte ja etwas verpassen. Die Freude am Essen und die Achtung vor Lebensmitteln leidet jedoch darunter.

Bei zu schnellem Essen werden Nährstoffe nicht ausreichend vom Körper verwertet.

Verdauung findet nicht nur in Magen und Darm satt, sondern beginnt bereits im Mund. Das wissen wir nicht erst seit dem Bestseller „Darm mit Charme“ von Giulia Enders. Bereits in der Grundschule lernen wir Wissenswertes über den Verdauungsprozess – doch vergessen wir es bis zum Erwachsenenalter wieder. Oder es ist uns einfach nicht mehr bewusst. Nur gut zerkaut dröseln die Enzyme in unserem Speichel die Nahrung in ihre einzelnen Bestandteile auf, bereiten diese für die weiterführende Verdauung vor und ermöglichen somit eine optimale Nährstoffaufnahme. Und hierbei ist es erst einmal egal ob es sich um “Gesundes” oder “Ungesundes” handelt. Ohne richtiges Kauen wird auch von offensichtlich gesunder, vitaminreicher und kohlenhydratarmer Nahrung nicht alles an Nährstoffen aufgenommen, was diese uns bereits stellt. Schnell Runtergeschlungenes belastet zudem unseren Magen, was dann oft in Beschwerden endet.

Die Konditionierung auf schnelle Nahrungsaufnahme fördert die eigene Nachfrage für zügig sättigende Kohlenhydrate.

Auch Menschen, die sich mit Ernährung bisher wenig beschäftigt haben, werden die groben Unterschiede zwischen den Nahrungsbestandteilen wie Eiweißen, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralien, etc. kennen. Insbesondere die Kohlenhydrate machen uns satt. Und zwar schnell. Allerdings haben diese neben dem Sättigungseffekt keine großartigen Vorteile. Dafür aber umso mehr Nachteile. Kohlenhydrat reiche Ernährung fördert nicht nur Übergewicht mit all seinen Folgen, sondern erhöht auch unsere Harnsäurewerte und trägt zur Entstehung von Krebs-Erkrankungen bei. Die Meinung das Fette und Öle die eigentlichen Übeltäter sind, ist längst wissenschaftlich überholt. In einer Gesellschaft, in der wir schnell satt werden wollen, anstatt lange zu warten oder gar selbst in der Küche zu stehen, greifen wir allerdings viel zu häufig zu Kohlenhydraten ganz gleich ob in Form von Schokoriegeln, Pommes, Nudeln / Pasta, Brötchen, Brot, etc.

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Langsames Essen und vor allem selber Kochen bildet eine Ruheinsel im stressigen Alltag.

Neben dem Verzicht auf zu viele Kohlenhydrate kann die Beschäftigung mit Kochen und Ernährung einen Ruhepol im stressigen Alltag darstellen. Auch wenn es für viele auf den ersten Blick ebenfalls stressig erscheinen mag – die Arbeit in der Küche lenkt einen von den Problemen des Alltags ab. Schließlich muss man ein Mindestmaß an Konzentration aufwenden, um sich beim Gemüse schälen nicht in den Finger zu schneiden. Auf der anderen Seite kann man bei Arbeiten die fast automatisch von der Hand gehen wunderbar abschalten und ein wenig zur Ruhe kommen. Neben alldem ist auch Kreativität gefragt, die Spaß und Freude bereiten kann. Am Ende wartet ein fertiges Gericht, für das man etwas tun musste. Für Fast-Food muss man auch etwas tun, schließlich kostet es Geld – und das nicht zu knapp. Bei selbst gekochtem Essen hingegen ist der Aufwand unmittelbar spürbar.

Niemandem sollte seine gelegentliche Currywurst-Pommes streitig gemacht werden. Doch am Ende des Tages steht der geringe Zeitaufwand, der für langsames Essen und selbst Kochen nötig ist, einer Ersparnis an Geld und einem Gewinn an Lebensqualität gegenüber. Und nicht nur die finanzielle Seite ist zu berücksichtigen. Wer ein bisschen auf sich achtet, spart sich oftmals eine Menge Wartezeit beim Arzt.

Autor: fgoerg
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